Thorup-1
Thorup-12
Thorup-3

Der Wind kommt von vorne, egal in welche Richtung man sieht. Die Luft riecht salzig, man schmeckt das Meer, spührt es förmlich auf der Zunge. Es ist die sonst so raue Nordsee, die man hier oben im Norden riecht, schmeckt, ja sogar fühlt und lebt. Und es ist auch die Nordsee, von der die Menschen seit Jahrhunderten leben. So wie auch die Einwohner von Thorupstrand an der dänischen Küste von Skagerrak.

Auf den ersten Blick sieht Thorupstrand aus wie jedes andere dänische Küstendorf: Alte und neue Häuser zieren die menschenleeren Straßen und Schotterwege bis tief in die Dünen.

Doch wo man normalerweise einen Hafen und Bootsanleger erwartet, findet man ein altes Windenhaus. Die Boote liegen im Sand. Ein gängiges Bild noch vor einigen Jahren in der Küstenregion Norddänemarks. Thorupstrand ist das einzige Dorf, das übrig ist.

Thorup-10
MG-20180601-N-5188-Thorupstrand-Portra400-005
Thorup-6
Liegeplatz der Fischerboote in Thorupstrand
Thorup-8
Thorup-13

Noch immer wird hier mit bauchigen Holzbooten gefischt, die nach sogenannter Clinker-Bauart so gebaut werden wie schon die Schiffe der Wikinger gebaut wurden. Und seit 1000 Jahren kommt der Fisch aus küstennahen Fanggebieten, die nicht weiter als acht Seemeilen von der Küste entfernt sind.

Die letzte täglich arbeitende, alte Stahlseilwinde und ein rostiger Bulldozer ziehen die Boote in der schwarzen Nacht ins Meerund tagsüber wieder aus dem Wasser, bis sie schließlich in dem weißen Sand zum Liegen kommen.

Thorup-4

Noch vor einigen Jahren gab es mehrere Fischerdörfer wie Thorupstrand. Doch die Privatisierung der Meere durch die Einführung sogenannter Fangquoten der GFP (Gemeinsame Fischereipolitik der EU) im Jahr 2007 und die damit einhergehende Enteignung vieler Fischer, hatte zur Folge, dass die meisten traditionellen sowie auch post-industriellen Fischereigemeinschaften in Dänemark entweder nur noch wenige Boote übrig haben oder ganz verschwunden sind.

Allein im ersten Jahr nach der Einführung sind 25% der gesamten Fischereiflotte verschwunden. Wie schnell diese großen Fischereikonzerne die kleinen Fischer aus dem Markt drängten zeigt Lildstrand, der Nachbarort Thorupstrands, der eine vergleichbare Flottengröße hatte und in nur einem Monat aufgekauft und aus dem Fischereimarkt gedrängt wurde.

Heutzutage halten nur acht große Betriebe knapp über 90% aller Fangquoten Dänemarks, vermieten diese steuerfrei für horrende Summen und beherrschen einen Markt, in dem ein Monopol theoretisch möglich ist.

20181114-MG-D-Thorupstrand-5839-4291

Um nicht auch der Privatisierung zum Opfer zu fallen und die eigene Fischerei auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern, haben sich im Jahr 2006 zwanzig Fischer aus Thorupstrand zusammengesetzt und die genossenschaftsähnliche ‚Gilde Küstenfischer Thorupstrand` gegründet, um als Einheit gegen den Kapitalismus Haltung zu wahren und Thorupstrand gegen Investoren von Außerhalb zu schützen.

Getrieben von den anfänglichen Idealen und den starken Zusammenhalt ist Thorupstrand das letzte unabhängige Fischerdorf, das noch die traditionelle Art der Fischerei bewahrt. Zwar hat sich Thorupstrand so gegen die kapitalistischen Großkonzerne und Investoren gewehrt und jeder Fischer arbeitet noch selbständig für sich, doch durch die hohe Nachfrage nach fangfrischen Fisch wirkt es mehr und mehr wie ein eigener Konzern. So hat der Charme der engen Gemeinschaft in den Jahren seinen Glanz eingebü.t und es scheint, als arbeite man zwar noch zusammen, aber mehr für sich.

Auch ziehren immer mehr Ferienwohnungen die Landschaftum den Dorfkern herum, wodurch das Dorf besonders in den Wintermonaten menschenleer und geisterhaft wirkt.

Thorup-14
Thorup-18
View